Existenzgründung
Online seit: 7.11.2024
Selbständig vs. Freiberuflich? Welcher Weg passt zu dir?
Der Gedanke an Selbständigkeit und Freiberuflichkeit übt auf viele Menschen eine starke Anziehungskraft aus: Eigenverantwortung, flexible Arbeitszeiten und die Freiheit, die eigenen Ideen zu verwirklichen, sind nur einige der Vorteile.
Doch bevor du deinen beruflichen Weg einschlägst, ist es wichtig, die Unterschiede zwischen selbständiger und freiberuflicher Tätigkeit zu verstehen. Die Wahl zwischen beiden Varianten kann wesentlichen Einfluss darauf haben, wie dein Arbeitsalltag aussieht, welche steuerlichen und rechtlichen Verpflichtungen du hast und welche Chancen sich dir bieten.
In diesem Artikel klären wir die wichtigsten Fragen und helfen dir dabei herauszufinden, welcher Weg besser zu dir und deinen beruflichen Zielen passt.
Was bedeutet „selbständig“ und „freiberuflich“?
Der Unterschied zwischen Selbständigkeit und Freiberuflichkeit ist vor allem rechtlicher Natur. Beide Formen bieten dir die Möglichkeit, eigenständig zu arbeiten und ein eigenes Einkommen zu generieren. Der Begriff „selbständig“ bezeichnet grundsätzlich alle beruflichen Tätigkeiten, die du auf eigene Rechnung und ohne Festanstellung ausübst.
Das schließt also sowohl gewerbliche Tätigkeiten als auch freiberufliche Tätigkeiten ein.
Freiberufler hingegen sind eine spezielle Form der Selbständigkeit. In Deutschland zählen bestimmte Berufe – meist akademische, künstlerische oder beratende Tätigkeiten – zur Freiberuflichkeit. Zu den typischen Freiberuflern gehören Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater, Journalisten, Künstler und Wissenschaftler.
Wichtig ist, dass du als Freiberufler keine Gewerbesteuer zahlen musst und dich somit auch nicht ins Handelsregister eintragen musst.
Die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick
Hier eine Übersicht der wesentlichen Unterschiede zwischen Selbständigkeit und Freiberuflichkeit:
Gewerbesteuer
Selbständige mit Gewerbe müssen in Deutschland Gewerbesteuer zahlen, sobald ein bestimmter Gewinn überschritten wird. Freiberufler hingegen sind von der Gewerbesteuer befreit.
Rechtsform
Während Selbständige oft eine GmbH oder UG gründen, sind Freiberufler in der Regel als Einzelunternehmer tätig.
Buchführungspflichten
Gewerbetreibende Selbständige sind verpflichtet, eine doppelte Buchführung und eine Bilanz zu erstellen, wenn sie eine bestimmte Umsatz- oder Gewinnhöhe überschreiten. Freiberufler hingegen können eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) nutzen.
Tätigkeitsbereiche
Freiberufliche Berufe sind klar definiert und erfordern oft bestimmte Qualifikationen. Selbständige können in vielen unterschiedlichen Branchen tätig sein.
Vor- und Nachteile der Selbständigkeit
Vorteile
Größere Flexibilität bei der Berufswahl
Als Selbständiger kannst du fast jede Branche wählen, von Dienstleistungen über Handel bis hin zur Produktion.
Möglichkeit zur Teamarbeit
Selbständige können leichter Mitarbeiter einstellen, was in bestimmten freiberuflichen Berufen schwieriger ist.
Hoher Wachstumspotenzial
Wenn du ein eigenes Unternehmen aufbaust, kannst du es skalieren, Investoren gewinnen oder später verkaufen.
Nachteile
Gewerbesteuer
Ab einem bestimmten Gewinn kommt die Gewerbesteuer hinzu, die deinen Gewinn mindern kann.
Höhere Verwaltungskosten
Die Verpflichtung zur Buchhaltung und Bilanzierung sowie der potenzielle Bedarf nach einer Rechtsform wie einer GmbH erhöhen die Verwaltungskosten.
Höheres Risiko
Du bist oft finanziell stärker involviert, vor allem, wenn du Mitarbeiter beschäftigst oder Investitionen tätigen musst.
Vor- und Nachteile der Freiberuflichkeit
Vorteile
Steuerliche Erleichterungen
Freiberufler sind von der Gewerbesteuer befreit und profitieren von einer einfacheren Buchhaltung.
Weniger Verwaltungsaufwand
Du kannst eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung machen, was den Aufwand erheblich verringert.
Mehr Flexibilität und weniger finanzielle Verpflichtungen
Da Freiberufler meist als Einzelpersonen arbeiten, bleibt das finanzielle Risiko überschaubar.
Nachteile
Beschränkte Berufswahl
Nicht jeder kann Freiberufler werden – es gibt klare Vorgaben, welche Berufe freiberuflich ausgeübt werden dürfen.
Geringeres Skalierungspotenzial
Wenn du als Freiberufler tätig bist, sind die Wachstumsmöglichkeiten oft begrenzt, da du alleine arbeitest und nicht immer Mitarbeiter anstellen kannst.
Welche Qualifikationen und Genehmigungen benötigst du?
Für freiberufliche Berufe gibt es oft spezifische Voraussetzungen. Ein Steuerberater beispielsweise benötigt ein spezielles Studium und eine staatliche Anerkennung. Für Selbständige gibt es in der Regel weniger formale Hürden, allerdings kann in bestimmten Bereichen eine Gewerbeerlaubnis erforderlich sein.
Dennoch ist es wichtig, dass du dich sowohl bei der Freiberuflichkeit als auch bei der Selbständigkeit mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen vertraut machst. Falls du dir unsicher bist, welcher Status für dich gilt, kann eine Beratung beim Finanzamt oder ein Steuerberater weiterhelfen.
Die Rolle von Versicherungen und Altersvorsorge
Als Selbständiger oder Freiberufler bist du für deine soziale Absicherung selbst verantwortlich. Im Gegensatz zu Angestellten musst du dich selbst um Kranken-, Renten- und Unfallversicherung kümmern. Besonders in Berufen mit hohen Risiken kann eine Absicherung wie eine Berufshaftpflichtversicherung wichtig sein.
Selbständige
Für Gewerbetreibende gibt es oft spezielle Versicherungsangebote, die den Betrieb absichern, etwa eine Betriebshaftpflichtversicherung oder eine Maschinenversicherung für Handwerksbetriebe.
Freiberufler
Für viele freiberufliche Berufe, wie Ärzte oder Steuerberater, sind Haftpflichtversicherungen Pflicht. Auch eine private Altersvorsorge ist empfehlenswert, da die gesetzliche Rente oft nicht ausreicht.
Welche Karriere passt zu dir?
Die Entscheidung zwischen Selbständigkeit und Freiberuflichkeit hängt stark von deiner persönlichen Situation und deinen beruflichen Zielen ab. Wenn du gerne eigenständig arbeitest, ein bestimmtes Fachgebiet hast und wenig Interesse an der Führung eines Teams oder eines großen Unternehmens hast, könnte die Freiberuflichkeit ideal für dich sein.
Falls du hingegen ambitionierte Wachstumsziele hast, in eine Branche wie Handel oder Produktion einsteigen möchtest und dir vorstellen kannst, ein Team aufzubauen, ist die Selbständigkeit die bessere Wahl.
Beachte auch, dass du dich bei der Wahl nicht zwingend für immer festlegst. Viele starten als Freiberufler und erweitern später ihr Geschäft, um in die Selbständigkeit zu wechseln.
Schritt für Schritt: So legst du los
Marktanalyse und Zielsetzung
Überlege dir, in welchem Bereich du tätig sein möchtest und was deine langfristigen Ziele sind. Möchtest du ein großes Unternehmen aufbauen oder als Einzelperson arbeiten?
Business-Plan und Finanzplanung
Ein guter Business-Plan hilft dir, die notwendigen Schritte und finanziellen Mittel zu planen, egal ob freiberuflich oder selbständig.
Netzwerk aufbauen
Besonders in den ersten Monaten ist Networking wichtig, um Kunden und Geschäftspartner zu finden. Ein gutes Netzwerk erleichtert dir den Einstieg und hilft dir, erste Aufträge zu erhalten.
Steuerliche und rechtliche Schritte
Melde deine Tätigkeit beim Finanzamt und ggf. beim Gewerbeamt an. Falls du dir unsicher bist, hilft ein Steuerberater oder die örtliche IHK weiter.
Versicherungen abschließen
Egal, ob freiberuflich oder selbständig – ohne Versicherungsschutz solltest du nicht loslegen. Informiere dich über sinnvolle Optionen und schließe wichtige Policen ab.
Fazit: Selbständig oder freiberuflich? Die Entscheidung liegt bei dir!
Selbständigkeit und Freiberuflichkeit bieten dir beide spannende Möglichkeiten, deinen beruflichen Weg unabhängig und flexibel zu gestalten. Überlege dir, welcher Bereich am besten zu deinen Zielen und Stärken passt.
Egal, wofür du dich entscheidest: Selbständigkeit und Freiberuflichkeit erfordern Mut, Engagement und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Doch die Freiheit, deinen beruflichen Alltag selbst zu gestalten, ist eine Belohnung, die all die Mühe wert ist.
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